Sonntag, den 6. Juli 2008 • 20 Uhr

Die Schöpfung

von Joseph Haydn

Katharina Persicke (Sopran), Min Woo Lim (Tenor), Clemens Morgenthaler (Bass)
Freiburger Kantatenchor
camerata academica freiburg
Wolfgang Failer, Leitung

St. Bonifatius Kirche, Emmendingen

Konzertkritik

aus der Badischen Zeitung vom 8. Juli 2008 von Hildegard Karig

Wunderbarer Klangrausch

Freiburger Kantatenchor mit Haydns "Schöpfung" in der Emmendinger Stadtpfarrkirche

EMMENDINGEN: Stehende Ovationen und zahlreiche Bravorufe für den Freiburger Kantatenchor: Mit sehr großer Begeisterung wurde einer glanzvollen und klangmächtigen Aufführung des Oratoriums "Die Schöpfung" von Joseph Haydn Beifall gezollt, die am Sonntagabend in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Bonifatius stattfand. Enthusiastischer Applaus für eine Wiedergabe, die dem Klangrausch, den das Werk dem Interpreten offeriert, gerne zelebrierte und in den Vordergrund stellte.

Wolfgang Failer, Gründer und langjähriger Leiter des Freiburger Kantatenchores, bewegte sich mit seiner Interpretation in der Tradition der öffentlichen Uraufführung, bei der auf Wunsch von Joseph Haydn 120 Instrumentalisten und 60 Sänger mitwirkten. Es seien beim Vergleich zur Emmendinger Auffführung aber nicht die Zahlen verglichen, sondern die Konzeption, der immensen Farbigkeit und Klangfülle der "Schöpfung" nahe zu kommen, die der Komponist beim Erschaffen des Werkes und seinen ersten Aufführungen angestrebt haben mag.

Dieses Ziel ist optimal gelungen! Die Umsetzung dieser Konzeption konnte nur dank eines starken Chores und Orchesters in die Tat umgesetzt werden. Die Mitwirkenden zeigten sich jederzeit in der Lage, diese Klangfülle, diese Steigerungen, dieses Volumen mitzutragen.

Der Freiburger Kantatenchor und die camerata academica Freiburg wussten mit viel Spiel- und Singbegeisterung, mit Konzentration und Können die Intention des Dirigenten aufzunehmen und umzusetzen. Extreme Kontraste, durch den Verzicht von jeglichem Ritardando noch verstärkt, zwischen wuchtigem Fortissimo und leisen Passagen (bei der Erschaffung der Tierwelt) wurden möglich durch das optimale Mitgehen von Chor und Orchester, beides Laienensembles und umso bewunderungswürdiger.

Dem Agieren der Choristen war die kompetente und kontinuierliche Chorleitung über Jahrzehnte anzumerken. Das weit ausholende, aufwärts gerichtete Dirigat Failers schien die gewaltigen Klänge geradezu hervorzuheben. Mit minimalen Handbewegungen formte er Chor- und Orchesterklang und integrierte die Solisten, die seine Auffassung optimal übernahmen. Die Stimme der Sopranistin Katharina Persicke war bis auf wenige Passagen Chor und Orchester gegenüber ausreichend stark und wunderschön differenzierend. Ihr Kokettieren mit der im dritten Teil formulierten Rolle der Frau nahm dem Text alle Schwere und griff das Leichte, Tänzerische auf, mit dem Failer das paradiesische Miteinander von Adam und Eva unterlegte. Clemens Morgenthaler (Bass) war ein ebenbürtiger Partner, der vor allem durch seine Tonschönheit beeindruckte. Der Tenor Min Woo Lim changierte mit seiner Stimme von einer metallenen Färbung (bei der Schilderung der Erschaffung des Lichtes) zu einem warmen Timbre für die Beschreibung der paradiesischen Harmonie. Fast zu schön erklang das beschwingte Duett von Adam und Eva mit Chor.

Mit dieser Wiedergabe wurde "Die Schöpfung" , deren Handlungsablauf jeder kennt, als großartiges Wunder und den Jubel darüber dargestellt. In schönster und gerade zu naiv beschreibender Form wurde sie in Töne gebracht. Genau da setzt diese Aufführung ein Fragezeichen, was durchaus auch der halligen Akustik geschuldet sein kann: Vielleicht wäre stellenweise etwas mehr klangliche Transparenz anstelle von Klangvolumen, vielleicht eine etwas hintergründigere Auffassung dem Werk angemessener gewesen.