Sonntag, den 5. Juli • 19 Uhr

Elias

von Felix Mendelssohn Bartholdy

Katharina Persicke (Sopran), Susanne Otto (Alt), Min Woo Lim (Tenor) und Manfred Bittner (Bass)
Freiburger Kantatenchor
camerata academica freiburg
Wolfgang Failer, Leitung

Maria-Hilf-Kirche, Freiburg

Konzertkritik

aus der Badischen Zeitung vom 6. Juli 2009 von Johannes Adam

Ein "Elias" unter Hochdruck

Unter der Leitung seines Chefs Wolfgang Failer führte der Freiburger Kantatenchor Mendelssohns Oratorium "Elias" in der Freiburger Maria-Hilf-Kirche auf. Vorausgegangen war eine Wiedergabe in der Evangelischen Kirche in Ihringen am Kaiserstuhl.

271 Sänger, 125 Orchestermitglieder und etwa 2000 Zuhörer – diese Zahlen der Uraufführung anno 1846 in Birminghams Stadthalle erreichte jetzt die Freiburger Interpretation durch den Kantatenchor (der eine Wiedergabe in Ihringen vorausgegangen war) nicht. Dennoch zeigte sich die Maria-Hilf-Kirche beträchtlich gefüllt, als Wolfgang Failer seine Sicht auf Mendelssohns "Elias" präsentierte. Ein Vorhaben, das zumindest den pauschalen Vergleich geradezu herausfordert: Hatte Morten Schuldt-Jensen mit dem Freiburger Kammerchor im Februar insgesamt bereits eine dramatische Version dieses Oratoriums geboten, so schob Failer nun eine hoch dramatische nach. Ein Projekt freilich, bei dem, wie bei Vereinsevents auf dem Land, Honoratioren noch per Ansage gebauchpinselt werden. Ein Unternehmen obendrein, das spürbar unter Legitimationsdruck stand. Der sich in Phonstärke entlud. Warum eigentlich?

Grundlos! Denn: Man hörte einen technisch durchaus gekonnten "Elias", bei dem lediglich mancher wacklige, fast arpeggiert klingende (Chor-)Einsatz dann doch eher auf die zweite Liga deutete. Eine "Elias"-Arbeit, der es oft an dynamischer Differenzierung gebrach. "Rufet lauter!" – wurde dieser Imperativ des Protagonisten allzu wörtlich genommen? Gewiss, der Komponist (und aktuelle Jahresjubilar) wollte hier bekanntlich üppige Chöre schreiben. Aber das dann heute derart kraftmeierisch zu realisieren, ist Indikator einer historischen Aufführungspraxis der etwas anderen, antiquierten, ja inzwischen obsoleten Art.

Das Pfund des Abends waren die Vokalsolisten

Laut wurde es meist dann, wenn der große, gut trainierte, einsatzfreudige Chor ins Spiel kam. Manko: dessen Textverständlichkeit, die bei diesem Al-fresco-"Elias" bisweilen gegen null tendierte. Dazu gab es ein tüchtiges Orchester (die "camerata academica freiburg" mit exzellenten Blechbläsern), das jedoch mehr auf Balance und Piano-Tugenden hätte eingeschworen werden müssen.

Aber just mit den Nuancen des Leisen hatte es Wolfgang Failer offenkundig weniger.Aber just mit den Nuancen des Leisen hatte es Wolfgang Failer offenkundig weniger. Dessen beidarmig raumgreifendes Dirigat nicht selten so wirkte, als ob es "Adelers Fittichen" aus dem populären Kirchenlied Konkurrenz machen wollte. Gleichwohl, die Auslegung gewann in Teil II an Empfindsamkeit. Pfund des Abends waren die vier zentralen Vokalsolisten. Allen voran der Bassbariton Manfred Bittner als kerniger, substanzreicher, nie grobschlächtiger Elias, dem auch feine Ironie zu Gebote steht. Ausdrucksintensiv Katharina Persickes Zerlina-Sopran. Immer wieder ein Erlebnis Susanne Ottos dunkler, glühender Alt. Min Woo Lim als Tenorlyriker mit Qualität war schon beim Kammerchor dabei.

Dass man bei der zehnminütigen Zwischenaktpause das Gotteshaus zum Quasselforum mit entsprechender Geräuschkulisse degradierte, war der Würde des Ortes unangemessen.